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Ingeborg Brüll

Nachname:
Brüll
Vorname:
Ingeborg
geboren:
1926-02-22
Zugehörigkeit:
NordtirolerIn
letze Änderung:
Wed Nov 04 13:58:24 UTC 2020
Biographie
Ingeborg Brüll wird in Innsbruck am 22.02.1926 geboren. Ihr Vater stammt aus einer jüdischen Familie, die Mutter ist Katholikin. Heimlich heiraten die Eltern nach katholischem Ritus und Ingeborg wird katholisch erzogen. Ihr Vater beweist bei Geschäften keine glückliche Hand und geht mit seinem Pelzgeschäft in Konkurs. Schließlich arbeitet er bei seinem Bruder Rudolf Brüll, einem Möbelfabrikanten, als Tapeziermeister in der Werkstatt. Ingeborg wächst gemeinsam mit ihrer um ein Jahr älteren Cousine Ilse auf. Sie besucht das Pädagogium der Ursulinenschule in Innsbruck. 1938, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, kommt es in Innsbruck zu einem blutigen Pogrom. Im Haus Anichstraße 7, in dem die beiden Familien Brüll wohnen, werden der Onkel und der Tante von Ingeborg schwer verletzt. Ingeborgs Vaters wird wiederholt von der Gestapo verhört. Er diente im Ersten Weltkrieg bei den berittenen Tiroler Kaiserschützen. Durch Kriegsverletzungen war seine Gesundheit sehr angegriffen. Er stirbt 1941 in Wien. 1939 wird Ingeborg gemeinsam mit ihrer Cousine Ilse über Vermittlung der Quäker zur Sicherheit in die Niederlande in ein Kinderheim geschickt. Die beiden Mädchen leben mit etwa 200 Kindern in einem katholischen Kloster in Westerbork. Ihre Cousine weigert sich zum katholischen Glauben zu konvertieren. 1942 wird Ilse Brüll deportiert und in Auschwitz ermordet. Die näheren Umstände ihrer Deportation sind nicht bekannt. Ingeborg Brüll hegt bis heute die zeitweilige Hoffnung, dass Ilse Brüll überlebt hat. Ingeborg bleibt bis Ende 1945 in den Niederlanden. Nach dem Ende des Krieges gelingt ihr die Ausreise nach Antwerpen/Belgien, wo auch ihre Mutter lebt. Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt als Kindermädchen. Es wird bei ihr eine Zuckerkrankheit diagnostiziert. Sie kehrt mit ihrer Mutter nach Innsbruck zurück. Hier begegnet sie Ihrem Onkel, Rudolf Brüll, wieder. Er hat das KZ Theresienstadt überlebt und bemüht sich, seine Möbelfabrik wieder zurück zu bekommen. Er stirbt 1957 in Innsbruck. Ingeborg arbeitet als Krankenschwester, in der Hotellerie und lange Jahre für die Tiroler Landesregierung. Nach ihrer Pensionierung entdeckt sie, dass sie im selben Gebäude ? der Baudirektion ? gearbeitet hat, in dem ihr Vater 1938 verhört wurde. Die enge Verwobenheit von Christentum und Judentum in ihrer Familie lässt Ingeborg zu einer Vermittlerin der Religionen werden. Sie ist Initiatorin der Vereinigung für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Innsbruck.